Wozu Frauenkreise? Und: Was ist das überhaupt?
- Barbara Pramböck
- 21. Feb. 2023
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Okt.
Kleiner Spoiler-Alert: für mich sind Frauenkreise Wellness für die Seele. Wie ich Frauenkreise kennengelernt habe, was das überhaupt ist, und warum ich jetzt Frauenkreise anbiete, liest du in diesem Beitrag.

Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich beruflich schon viele verschiedene Dinge ausprobiert habe. In Gesprächen waren die Reaktionen auf die derzeitige Beschäftigung immer so, dass ich wusste, mein Gegenüber hat eine ungefähre Vorstellung, was ich da tue.
Seit fast zwei Jahren biete ich nun Frauenkreise an und habe die Ausbildung zur Frauenkreisleiterin bei Bettina Zeilhofer in der Mondhütte abgeschlossen. Wenn ich das erzähle, kann ich an den Augen meines Gegenübers meistens schnell erkennen, dass er oder sie keine Ahnung hat, wovon ich spreche. Wirklich gar keine Ahnung. Frauenkreise?? Wtf?
Haargenau so ging es mir selbst vor 5 Jahren, als ich zum ersten Mal von Frauenkreisen hörte. Ich sehnte mich nach mehr Verbindung zu anderen Frauen – es war gerade Corona und die Sozialkontakte… na ja, wir wissen ja, wie das damals war… Eine Freundin meinte, vielleicht wäre ein Frauenkreis etwas für mich. In meinem Kopf stiegen damals Bilder auf von nackten Frauen, die um Feuer tanzen und esoterischen Ritualen.
Ich war mir eigentlich sicher, dass Frauenkreise eher nichts für mich wären, trotzdem fing ich an zu googeln. Und stieß auf Bettina Zeilhofer und ihre Mondhütte. Die damals wegen Corona geschlossen war. Ansonsten gab das Internet nicht so viel her (oder ich hab nicht gut gesucht). Aber meine Neugier war geweckt. Als es wieder möglich war, sich in Gruppen zu treffen, stieß ich durch Zufall auf einen Frauenkreis, der in der Nähe stattfinden sollte. Ganz geheuer war es mir nicht, doch ich meldete mich an.
Mein erster Frauenkreis war eher ernüchternd. Ich fühlte mich unwohl und fehl am Platz. Es wurde geredet, gesungen, getanzt und berührt, und irgendwie hat es sich nicht richtig angefühlt. Ich war schon fast der Meinung, dass Frauenkreise wohl wirklich nichts für mich wären (und wusste nach wie vor nicht wirklich, wozu das eigentlich gut sein sollte). Doch dann gab es wieder einen Frauenkreis in der Mondhütte. Und das war eine ganz andere Erfahrung.
Ein Frauenkreis bietet die Möglichkeit für Psychohygiene auf regelmäßiger Basis
Seitdem sage ich jedem, der es hören will (und auch denen, die es nicht hören wollen ), dass achtsam gestaltete Frauenkreise wie Wellness für die Seele sind. In Therapie und Beratung geht man, wenn man ein konkretes Problem hat oder eine Krise hat, ein Frauenkreis bietet die Möglichkeit für Psychohygiene auf regelmäßiger Basis.
So wie wir regelmäßig Bewegung machen (sollten) und uns Massagen und Treatments für unseren Körper gönnen – für Entspannung, Erholung, Stärkung, Wachstum, Anregung, so kann ein Frauenkreis all das der Seele schenken und die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele stärken. Es ist Me-Time in der Gruppe – was vielleicht unvereinbar klingt, aber nicht unvereinbar ist. Darüber hinaus stärkt es die Verbindung zu anderen Frauen, was nachweislich gesundheitsfördernd wirkt.
Wie läuft ein Frauenkreis ab?
Aber was passiert denn da jetzt eigentlich? Und tanzen die wirklich nackt ums Feuer?
Noch ein Spoiler alert: vielleicht wird manchmal ums Feuer getanzt und vielleicht auch in manchen Kreisen nackt, wer weiß. Frauenkreise sind so vielfältig wie ihre Leiterinnen. Es gibt aber ein paar Dinge, die in allen Frauenkreisen gleich sind.
Die Frauen, die kommen, treffen sich in einem Kreis um eine gestaltete Mitte, die symbolisch die Feuerstelle darstellt, um die sich Menschen schon seit Urzeiten versammelt haben (das Feuer spielt also eine Rolle, auch wenn gerade nicht herumgetanzt wird ). Ein Kreis hat weder Anfangs- noch Endpunkt und ist damit ein Symbol für Unendlichkeit, Ganzheit, Ewigkeit, das Göttliche. Ein Kreis ist zudem ein Schutzsymbol und vermittelt das Gefühl des Inkludiert-Seins und Geborgen-Seins. Er hat beruhigende und harmonisierende Wirkung, wird als weiblich, weich und sicher empfunden. Die Ausrichtung auf die Mitte fokussiert die Aufmerksamkeit.
Alle Frauen im Kreis sind auf Augenhöhe. Es gibt keine Hierarchie. Auch die Leiterin ist Gleiche unter Gleichen. Ihre Aufgabe ist es, den „Raum zu halten“ für die Teilnehmerinnen und den Rahmen des Kreises vorzugeben (Übungen anzubieten, auf die Zeit zu achten, Pausen zu setzen).
Den „Raum halten“? Was heißt denn das schon wieder? Im Prinzip heißt das nur, dass die Leiterin die Energie der Gruppe lenkt und „hält“ – so wie das auch Therapeut*innen, Coaches und Berater*innen machen (bzw. alle, die mit Gruppen arbeiten). Das „Halten“ bezieht sich im Zusammenhang mit Frauenkreisen unter anderem auf starke Gefühle, die „gehalten“ und dann wieder gut „eingepackt“ werden sollen. Denn in einem Kreis von Frauen, in dem klar ist, dass hier ein sicherer, wertfreier Raum ist, können (und dürfen) starke Gefühle und Erinnerungen an die Oberfläche kommen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass alle Teilnehmerinnen Raum bekommen (nicht nur einzelne) und auch, dass jede Teilnehmerin wieder gut und „heil“ nach Hause geht. Aber auch die Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen will gelenkt und fokussiert werden und die Leiterin hilft den Teilnehmerinnen ihre Intentionen für den Kreis zu formulieren.
Die Intentionen hängen meist vom Thema des Kreises ab, aber auch davon, was gerade im Leben der Teilnehmerinnen präsent ist. So könnte bei einem Kreis, in dem es um Weiblichkeit geht, eine Intention sein, sich mit verschiedenen Facetten seiner Weiblichkeit zu verbinden, oder herauszufinden, was Weiblichkeit eigentlich überhaupt für mich bedeutet, oder eine besondere Seite meiner Weiblichkeit auszuleben, die vielleicht sonst wenig Raum bekommt, oder…
Viele Frauenkreise feiern die Jahreskreisfeste
Generell haben Frauenkreise meistens ein Thema, an dem sich die Inhalte des Kreises orientieren. Welches hängt von den Interessen, den Vorlieben und dem Wissen der Frauenkreisleiterinnen ab. Viele Frauenkreise feiern die Jahreskreisfeste (häufig nach dem keltischen Jahreskreis – Mondfeste und Sonnenfeste, aber durchaus auch in der christlichen Tradition), um sich wieder stärker mit der Natur und der Qualität der verschiedenen Jahreszeiten zu verbinden. Wir Frauen sind zyklische Wesen und so wie die Natur durch verschiedene Phasen geht, durchlaufen auch wir jedes Monat sowie im Laufe unseres Lebens verschiedene Phasen. Neubeginn, Wachstum, Reifung, Ernte, Dankbarkeit, Abschied, Rückzug, Dunkelheit – der Jahreskreis bietet viele Anknüpfungspunkte für Themen und Phasen im eigenen Leben.
Auch die weiblichen Archetypen (z.B. die Kriegerin, die Mutter, die alte Weise, die Priesterin) bieten viele Möglichkeiten für kraftvolle Kreise. Es gibt Kreise zu Vollmond und Neumond bzw. generell mit dem Mond im Mittelpunkt, denn wir Frauen sind durch unseren Zyklus, der häufig dem des Mondes entspricht, mit dem Mond eng verbunden. Es gibt Kreise zu Übergängen oder auch zu den Elementen. Kreise können aber auch allgemeine Themen wie Weiblichkeit, Dankbarkeit, Vertrauen, Intuition, Kreativität, etc. als Thema haben – ein Ansatz, den ich derzeit für mich als passend empfinde.
Was in diesen Frauenkreisen dann genau passiert, ist so verschieden, wie die Frauenkreisleiterinnen und die Frauen, die die Kreise besuchen. Es gibt jedoch meistens eine Anfangsübung zum Ankommen (z.B. kurze Zeit der Stille, eine Runde Räuchern, ein gemeinsames Lied) sowie eine Anfangsrunde, bei der kurz geteilt wird, womit die Frauen da sind (Themen, manchmal auch Befindlichkeiten, wie der Gesundheitszustand, der Stress, etc.) und der Raum für den Kreis geöffnet wird. Außerdem gibt es eine Schlussrunde, in der geteilt wird, was man von diesem Frauenkreis mitnimmt und in der der Kreis „geschlossen“ wird, um wieder in den Alltag / das Leben zurückzukehren. Der Raum, der in der Anfangsrunde geöffnet wurde wird dann also quasi „zugemacht“. Gemeinsam ist den Kreisen auch, dass Zeremonien und Rituale angeboten werden. Diese geben Halt und Bedeutung und ihr Nutzen wird auch in den Psychotherapiewissenschaften bestätigt.
Dazwischen wechseln sich Übungen / Tun sowie Teilen im Kreis zum Thema ab. Je nach Schwerpunkten der Frauenkreisleiterinnen kann gesungen, getanzt, getrommelt, gerasselt, gebastelt, meditiert, geatmet, berührt werden (da geht es um sehr achtsame, sanfte Berührungen im gegenseitigen Einverständnis, wie z.B. eine Hand auf dem Rücken oder sanfte Massage). Es gibt Kreise, in denen schamanische Reisen gemacht werden, in anderen Kreisen werden Imaginationen angeleitet. In einigen Kreisen werden Mantren gesungen, in anderen Kreistänze getanzt. Es werden Glaubenssätze und Altes im Feuer verbrannt (imaginiert oder echt auf Zetteln), es werden Kerzen gestaltet oder Ketten oder Räuchersticks. Es wird geräuchert – mit Kräutern und Harzen, mit Räucherstäbchen, mit oder ohne Kohle. Es werden Öle genutzt. Es werden Klangbäder angeboten. Manche Frauenkreise sind im Freien, u.a. mit echtem Feuer, andere in einem Raum. Die Möglichkeiten sind endlos und wichtig ist, sich den Frauenkreis zu suchen, der gut zu einem passt.
"Alles kann nix muss"-Einstellung macht Frauenkreise oft besonders heilsam.
Was jedoch bei allen Frauenkreisen Standard sein sollte, ist, dass jedes Angebot genau das ist: ein Angebot und freiwillig. Wenn gesungen wird, und du nicht singen möchtest, dann singe nicht! Wenn du nicht gerne bastelst und gebastelt wird, bastle nicht! Wenn du bei der Meditation nicht mitmachen willst, mach nicht mit, sondern genieße die Stille oder schlafe eine Runde. Wenn du nicht teilen möchtest, dann teile nicht! Frauenkreise sind Einladungen zum Ausprobieren – auch zum Ausprobieren des Verweigerns. Genau das kann manchmal besonders heilsam sein, denn wir sind gewohnt, mitmachen „zu müssen“. In einem Frauenkreis ist das Motto: alles kann, nix muss.
Wenn ein Frauenkreis so läuft, wie er laufen soll, dann entwickelt sich eine ganz eigene Magie. Aus grundverschiedenen, fremden Frauen wird eine Gruppe von Schwestern, die einander sehen, zuhören und wertschätzen. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede feiern. In einem gelungenen Frauenkreis dürfen sich alle so zeigen, wie sie sind, ganz ohne Maske (wenn sie das wollen). Jede einzelne Frau bekommt den Raum, gesehen und gehalten zu werden, egal womit sie da ist, woher sie kommt, wie sie angezogen ist, wieviel sie verdient, welchen Beruf sie hat. Durch das Teilen im Kreis finden wir uns in den anderen wieder oder staunen über die vielen verschiedenen Facetten der Weiblichkeit. Dieser letzte Teil ist der Grund, warum es so schwierig ist, Frauenkreise zu erklären. Denn diese ganz besondere Magie muss man erlebt haben.
Apropos Magie – wie ist denn das nun eigentlich mit der Esoterik? Muss ich spirituell sein, um an einem Frauenkreis teilzunehmen? Meine persönliche Antwort darauf ist: nein. Zumindest nicht in den Frauenkreisen, an denen ich bisher teilgenommen habe bzw. nicht in denen, die ich gestalte.
Ich selbst bin ein spiritueller Mensch. Das war mir lange nicht klar, aber dadurch, dass ich meine Spiritualität für mich lebe, bin ich glücklicher und gesünder geworden. Ich bin aber auch ein großer Fan der Wissenschaft. Und all die Dinge, die in Frauenkreisen gemacht werden, haben auch von einem wissenschaftlichen Standpunkt her einen großen Nutzen.
Unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob das Erleben bei einer Imagination "echt" oder "imaginiert" ist
Ob ich daran glaube, dass ich die Dinge, die ich in einer Imagination oder „Reise“ sehe, wirklich erlebe (also z.B. wirklich mit einem Krafttier oder Ahnen in Kontakt trete) oder mir das nur vorstelle, ist eigentlich irrelevant. Denn unser Gehirn kann das ohnehin nicht unterscheiden. Wesentlich ist, ob es hilft und mir Kraft gibt.
Rituale – z.B. zum Loslassen – werden auch in Therapie, Beratung und Coaching gerne eingesetzt. Die positiven Effekte von gemeinsamem Singen und auch Tanzen im Kreis sind gut belegt. Achtsamkeit und Dankbarkeit zählen zu den Dingen, die enorm gesundheitsförderlich sind – sowohl für die psychische als auch für die physische Gesundheit. Die positiven Effekte von Meditation sind gut untersucht. Es ist jedoch durchaus möglich, dass Frauenkreise eine Sehnsucht nach Spiritualität stillen, von der du gar nicht wusstest, dass sie da ist. Wie schon früher erwähnt: alles kann, nix muss.




Kommentare