In die Stille gehen: Von Frauenkreisen, Sperrnächten, Wintersonnenwende und Rauhnächten
- Barbara Pramböck
- vor 12 Minuten
- 7 Min. Lesezeit

Wenn die Sehnsucht nach Stille ruft
Diese Woche war wieder mein monatlicher Frauenkreis bei meiner Lehrerin Bettina Zeilhofer in der Mondhütte. Eine Freundin hat gefragt, ob ich das denn überhaupt brauche, da ich doch selbst Frauenkreise halte. Doch weit gefehlt. Für mich als Frauenkreisleiterin sind diese Kreise genauso wichtig wie für jede andere Frau. Ich sage ja gerne, dass Frauenkreise wie Wellness für die Seele sind – das gilt für mich genauso wie für alle anderen.
In den letzten Wochen war ich durch die Praxiseröffnung und den Start meines nach außen Gehens viel in der Aktivität. Viel auf Social Media, ständig am Überlegen, was ich als nächstes posten könnte. Dabei ist – wie das dann gerne passiert – der Kontakt zu mir selbst etwas verloren gegangen.
Ein Frauenkreis hilft mir in so einer Situation, mich wieder mit mir selbst zu verbinden. Weil es Zeit ganz für mich ist. Ich muss nichts sein und nichts erfüllen, sondern darf einfach mit allem da sein, was gerade da ist. Was das ist, steigt erst langsam auf, wenn wir in die Stille gehen – beim Ankommen im Kreis, beim Klang der Trommel, beim gemeinsamen Singen, beim bewussten Atmen oder beim Räuchern.
Erst wenn wir zur Ruhe kommen und anfangen, uns zu spüren und die Stimme unseres Herzens zu hören, können wir verstehen, was wir gerade brauchen.
Jede Frau kann so wieder Balance finden zwischen Yin und Yang. Yin steht für die empfangende, ruhende, nach innen gerichtete Energie – die Dunkelheit, die Stille, das Weibliche, den Winter, die Nacht. Yang verkörpert die aktive, nach außen gerichtete, schöpferische Kraft – das Licht, die Bewegung, das Männliche, den Sommer, den Tag.
Erst wenn wir zur Ruhe kommen und anfangen, uns zu spüren und die Stimme unseres Herzens zu hören, können wir verstehen, was wir gerade brauchen. Manchmal ist das einfach Schlaf. Manchmal, wie bei mir diesmal, ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug.
Das Ziehen der Karten im Kreis gab dann noch weitere Impulse. So kam bei mir diesmal „Stille des Bergsees" mit den Worten „Rückzug – Stille – Lauschen". Wie passend! Wie passend auch zur Qualität dieser Zeit. Denn wir bewegen uns in Riesenschritten auf die Wintersonnenwende am 21.12. zu – die längste Nacht und der kürzesten Tag des Jahres.
Die Einladung der Dunkelheit
Es ist daher kein Zufall, dass ich in mir ein Bedürfnis nach Stille und Rückzug fühle. Vielleicht geht es dir auch so. Während draußen die Welt in hektischer Vorweihnachtsstimmung vibriert, meldet sich in dir eine leise Sehnsucht nach einem ruhigen Raum nur für dich. Vielleicht hast du dich gefragt, ob mit dir etwas nicht stimmt, weil du dich nicht so recht ins Getümmel einfügen magst. Dabei ist es gerade diese Sehnsucht, die uns mit altem Wissen verbindet.
Die Dunkelheit lädt uns ein, uns nach innen zu wenden.
Denn die Dunkelheit und auch die Kälte zwang uns Menschen dazu, uns ins Haus zurückzuziehen, so wie auch die Pflanzen die Kraft in ihre Wurzeln zurückziehen. Heute, mit elektrischem Licht und einem Alltag, der sich oft weit von den Rhythmen der Natur entfernt hat, ist es möglich, weiterhin in der Aktivität zu bleiben. Wir leben so, als würde sich nichts ändern, außer vielleicht der Garderobe. Doch unser Körper, wir, sind Teil der Natur.
Die Dunkelheit lädt uns ein, uns nach innen zu wenden. Bilanz zu ziehen über das Jahr, loszulassen, was uns nicht mehr dienlich ist, und Visionen für das kommende Jahr zu „erlauschen". Unterstützen können uns dabei alte Bräuche, die langsam wieder aus der Vergessenheit auftauchen.
Die Sperrnächte: Das alte Jahr abschließen
Viele kennen mittlerweile die Rauhnächte – jene magischen zwölf Tage zwischen den Jahren. Aber wusstest du, dass es bereits davor eine besondere Zeit gibt?
Die Sperrnächte oder Dunkelnächte vom 8. bis 20. Dezember sind die wohl dunkelsten Tage des Jahres. Zwölf Nächte, die uns einladen, das alte Jahr wirklich abzuschließen.
Der Name "Sperrnächte" kommt nicht von ungefähr. Unsere Vorfahren sperrten in dieser Zeit buchstäblich alles weg, was sie im Winter nicht mehr brauchten – Werkzeuge, Gerätschaften, unbeheizte Räume. Es war die Zeit des bewussten Abschlusses.
Jede Sperrnacht steht symbolisch für einen Monat des vergangenen Jahres. Die erste Nacht (8./9. Dezember) für den Jänner, die zweite für den Februar und so weiter. Es ist eine Zeit des Rückblicks, des Loslassens, des inneren Aufräumens.
Die Sperrnächte sind eine Zeit des Rückblicks, des Loslassens, des inneren Aufräumens
Wie du die Sperrnächte für dich nutzen kannst: Nimm dir jeden Abend ein paar Minuten Zeit und blicke auf einen Monat zurück. Was hat dich bewegt? Wofür bist du dankbar? Was möchtest du loslassen – nicht nur deine eigenen Themen, sondern auch alte Muster aus deiner Familie? Und räume buchstäblich auf: Welche Gegenstände, Gewohnheiten, Verpflichtungen brauchst du nicht mehr?
Am 10. Dezember veröffentliche ich in der Gruppe "Sisterhood - Frauenkreise Österreich" in Facebook einen Beitrag zu den Sperrnächten. Komm gerne vorbei und schau' es dir an. Natürlich gibt es den ersten Beitrag zu den Sperrnächten bereits am 8.12. 😊
Die Wintersonnenwende: Wenn das Licht wiedergeboren wird
Am 21. Dezember erreichen wir den kürzesten Tag und die längste Nacht des Jahres. Es ist der tiefste Punkt im Jahreskreis – und gleichzeitig der magischste Moment: Ab jetzt kehrt das Licht zurück. Langsam, kaum merklich zunächst, aber unaufhaltsam. Es ist die Nacht, in der alles stillsteht – und gleichzeitig alles beginnt.
Unsere Vorfahren entzündeten Julfeuer, hängten Immergrün auf und räucherten ihre Häuser mit Beifuß, Wacholder und Tannenharz. Eine schöne Möglichkeit, um diese besondere Nacht bewusst zu erleben, ist das Löschen allen Lichts in der Wohnung. Vielleicht magst du auch noch die Vorhänge zuziehen – denn echte Dunkelheit gibt es gerade in der Stadt kaum noch.
Die Wintersonnenwende ist die Nacht, in der alles stillsteht - und gleichzeitig alles beginnt.
Wichtig ist dann, wirklich einige Zeit in dieser Dunkelheit zu sitzen. Sich von ihr umfangen zu lassen. Sie aufzunehmen. Sie auszuhalten mit all den Dämonen, die sich gerne zeigen. Und schließlich, für die Geburt des Lichts eine Kerze zu entzünden. Du wirst überrascht sein, wie unglaublich hell die Flamme einer einzigen Kerze sein kann.
Dieses kleine Ritual ist eine wunderschöne Erinnerung, dass aus dem Alten das Neue entsteht. Immer wieder. Jahr für Jahr.
Die Rauhnächte: Zwölf Nächte zwischen den Welten
Mit der Wintersonnenwende beginnen die eigentlichen Rauhnächte – jene zwölf heiligen Nächte, die uns in eine ganz besondere Energie tauchen. Der Name kommt entweder vom mittelhochdeutschen Wort "rûch" (haarig, pelzig) ab, was auf die mit Fellen bekleideten Dämonen und Geister der Wilden Jagd verweist (ein geisterhafter Zug von Jägern - oft Krieger, Tote, Dämonen -, der bei Nacht über den Himmel zieht, häufig in den Winternächten (Rauhnächte), angeführt von mythischen Figuren wie Odin (Wodan), Perchta oder Frau Holle), oder es stammt vom Brauch des Räucherns (auch "Rauch-Nächte") ab, bei dem Ställe und Häuser mit Weihrauch und Kräutern gegen böse Geister ausgefegt wurden, um das Haus zu reinigen und zu schützen. Manche sagen auch, er komme von "rauh" – wild, unberechenbar, voller Magie.
Die Rauhnächte sind wie ein Zwischenraum. Sie entstanden, weil das Mondjahr (354 Tage) und das Sonnenjahr (365 Tage) elf Tage Differenz haben. Diese Zeit "zwischen den Jahren" galt als besonders dünn – der Schleier zwischen den Welten war durchlässiger, die Ahnen waren nah, Träume besonders bedeutsam.
Die Rauhnächte sind wie ein Zwischenraum.
Jede der zwölf Nächte steht für einen Monat des kommenden Jahres. Anders als in den Sperrnächten, wo wir zurückblicken, richten wir uns jetzt nach vorne aus. Was möchtest du säen? Welche Träume trägst du in dir? Wohin möchte deine Seele im neuen Jahr wachsen?
Wie du diese Zeit für dich nutzen kannst: Überlege dir, welche Werte du im nächsten Jahr stärker leben möchtest und welche Wünsche, Träume und Visionen du verwirklichen möchtest. Du kannst dreizehn Wünsche auf einzelne Zettel schreiben und in jeder Rauhnacht einen Zettel verbrennen, ohne ihn vorher zu lesen. Der Wunsch, der am Ende übrigbleibt, ist jener, um den du dich selbst kümmern darfst. Gestalte ein Vision Board – eine Landkarte für deine Werte und Visionen. Achte auf deine Träume und räuchere (Beifuß, Wacholder, Fichtenharz), um alte Energien zu klären.
Die Weisheit der dunklen Zeit
Viktor Frankl sagte einst, dass der Mensch nicht nur nach Glück strebe, sondern vor allem nach Sinn. Die dunkle Jahreszeit gibt uns die Möglichkeit, genau danach zu fragen: Was ist wichtig in meinem Leben? Wohin möchte ich wirklich? Welche Spuren meiner Vorfahren trage ich in mir – und welche davon dürfen erlöst werden?
Die Dunkelheit ist nicht unser Feind. Wie der Same in der Erde, wie das Kind im Mutterleib – wir brauchen diese geschützte, stille Zeit, um uns zu sammeln und neu auszurichten.
Einladung zum Innehalten
Wenn du spürst, dass diese Zeit dich ruft – wenn die Sehnsucht nach Stille in dir wächst – dann erlaube dir, ihr nachzugeben. Oft reichen schon ein paar Minuten, in denen man eine Kerze anzündet und ein paar Gedanken aufschreibt oder einfach nur der Flamme zusieht. Es müssen keine komplizierten Rituale sein, die dich womöglich mehr stressen als dir Ruhe zu bringen.
Wichtig ist: Du darfst dich zurückziehen, auch wenn es nur ein paar Minuten am Tag sind! Du darfst leiser werden. Du darfst die Dunkelheit als das annehmen, was sie ist: ein natürlicher, heilsamer Teil des Lebens.
Die Dunkelheit ist ein natürlicher, heilsamer Teil des Lebens.
Falls du dabei Begleitung möchtest, falls du spürst, dass alte Familienmuster dich belasten oder du in dieser Schwellenzeit tiefer gehen möchtest – ich bin für dich da. Als systemische Beraterin, Eltern-Coach und Expertin für transgenerationale Arbeit.
Manche der Rauhnachtsrituale bekommen eine ganz neue Tiefe, wenn wir sie im Kreis von anderen Frauen erleben. Das liegt auch daran, dass wir uns in einer Gruppe nochmal ganz anders Zeit nehmen. Ich selbst biete am 18. Jänner (nach den Rauhnächten) den Frauenkreis & Workshop „Mein Vision Board 2026" an – für alle, die gerne in der Gruppe und angeleitet tiefer gehen möchten, um ihre Träume, Werte und Visionen ins Leben zu bringen.
Die Dunkelheit hat Antworten für uns. Wir müssen nur bereit sein, hinzuhören.
Möchtest du deine Träume, Visionen und Werte ins Leben bringen und bewusst Intentionen setzen? In diesem Frauenkreis und Workshop kannst du Altes loslassen, deine Werte und Visionen, die du in dein Leben einladen willst, bestimmen und schließlich auf einem sogenannten Vision Board visualisieren. Ein Vision Board hilft dir, deine Träume im Auge zu behalten und gleichzeitig mit Emotionen zu verknüpfen. Mittels Austausch im Kreis, geführten Imaginationen, Herzöffnung durch Zeremonial-Kakao, Wertearbeit, Räuchern, Klang und dem Ins Tun-Kommen bei der Erstellung des Vision Boards wird die Erfahrung tief verankert und begleitet dich durchs Jahr.





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