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Kann man sein inneres Kind heilen, indem man sein eigenes Kind gut begleitet?

  • Autorenbild: Barbara Pramböck
    Barbara Pramböck
  • 7. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Kurzfassung für alle ohne viel Lesezeit: Ja, das kann geschehen – aber es ist komplex. Unsere Kinder brauchen nicht zwangsläufig das, was wir selbst gebraucht hätten. Dennoch kann die Auseinandersetzung mit dem eigenen inneren Kind unsere Empathie und unser Selbstmitgefühl stärken. Das ermöglicht oft eine liebevollere Begleitung unserer Kinder – und manchmal heilt dabei auch in uns selbst ein alter Anteil, ganz spontan und unerwartet. Das habe ich selbst gerade wieder erlebt.


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Wenn wir unsere Kinder begleiten, begegnen wir auch uns selbst

Im Alltag mit Kindern tauchen unweigerlich unsere eigenen kindlichen Anteile auf: die fröhlichen und verspielten ebenso wie die traurigen, wütenden oder verletzten. Das kann eine Chance sein – für persönliches Wachstum und innere Heilung. Gleichzeitig birgt es die Gefahr, alte Muster unbewusst zu wiederholen.


Um das besser zu verstehen, lohnt ein Blick auf das Modell des inneren Kindes.


Was bedeutet „inneres Kind“ eigentlich?

Das innere Kind steht für unsere früh entstandenen emotionalen Anteile – geformt durch all das, was wir als Kinder erlebt haben. Diese Erinnerungen wirken oft bis heute in uns weiter und beeinflussen, wie wir fühlen, denken, handeln und Beziehungen gestalten.

Genau genommen haben wir nicht ein inneres Kind, sondern viele: mal ist es drei Jahre alt, mal zehn – oft genau in dem Alter, das unserem eigenen Kind im Moment entspricht.


Das Modell des inneren Kindes ist kein streng wissenschaftliches Konzept, sondern ein hilfreicher Zugang in Beratung, Therapie und persönlicher Entwicklung. Bekannt wurde es u. a. durch John Bradshaw, Erika J. Chopich, Margaret Paul sowie im deutschsprachigen Raum durch Stefanie Stahl und Luise Reddemann. Besonders Reddemanns Ansätze sind in der Traumatherapie etabliert; gleichzeitig findet die Arbeit mit inneren Anteilen auch in der psychosozialen Beratung und im Elterncoaching ihren Platz.


Warum innere-Kind-Arbeit Eltern stärken kann

Wenn wir uns den verletzten Anteilen in uns zuwenden, entwickeln wir mehr Mitgefühl mit uns selbst – und damit auch mit unseren Kindern. Wir erkennen frühere Muster, können sie bewusster unterbrechen und unseren Kindern das geben, was sie tatsächlich brauchen.


Selbstmitgefühl stärkt nicht nur uns als Erwachsene, sondern auch das emotionale Band zu unseren Kindern.

Katharina Saalfrank, Familienberaterin und Autorin zahlreicher Bücher zur bindungs- und beziehungsorientierten Erziehung, beschreibt Selbstmitgefühl als die Fähigkeit, mit sich selbst verbunden zu sein, Schmerz zuzulassen und sich mit Wohlwollen zu begegnen. Das stärkt nicht nur uns als Erwachsene, sondern auch das emotionale Band zu unseren Kindern.


Deshalb spielt die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind im bindungs- und beziehungsorientierten Eltern-Coaching eine zentrale Rolle. Wer mit sich selbst im Kontakt ist, kann Kinder klarer, empathischer und freier begleiten.


Und manchmal – ganz nebenbei – passiert auch ein Stückchen Heilung durch unsere Kinder. Dann nämlich, wenn wir den eigenen Kindern das geben, was wir als Kinder gebraucht und nicht bekommen haben.


Heilung passiert leise – und oft dort, wo wir es nicht erwarten

Als meine Tochter kürzlich einen heftigen Magen-Darm-Infekt hatte, war sie sehr erschöpft und brauchte viel Nähe. Ich blieb die ganze Nacht bei ihr. Obwohl es anstrengend war, empfand ich es zugleich als heilsam. Denn ich selbst hätte als Kind in solchen Situationen mehr Beistand gebraucht. Meine Tochter bekam die Nähe, die sie brauchte. Und gleichzeitig fühlte sich ein Teil in mir gesehen und gehalten – durch die Art, wie ich für sie da sein konnte.


In Momenten echter Verbundenheit mit unseren Kindern kann auch unser inneres Kind ein Stück Heilung erfahren.

Das funktionierte nur, weil diese Form der Zuwendung auch ihrem tatsächlichen Bedürfnis entsprach. Viele Situationen sind jedoch völlig anders: Unsere Kinder sind andere Menschen, mit eigenen Themen und Grenzen. Darum lohnt es sich, immer wieder zu hinterfragen: Braucht das Kind gerade wirklich das, was ich gebe? Oder ist es mein eigenes Thema, um das ich mich unabhängig vom Kind kümmern sollte?


Denn: Kinder haben niemals die Aufgabe, die Wunden ihrer Eltern zu heilen.


Und doch kann es passieren, dass in Momenten echter Verbundenheit auch unser inneres Kind ein Stück Heilung erfährt. Nicht, weil das Kind etwas tun müsste, sondern weil wir durch unsere eigenen bewussten Erfahrungen unser Verhalten verändert haben.


Unsere guten Momente als Eltern feiern

Warum ich diese Geschichte mit Euch teile? Einerseits, weil Heilung in den unwahrscheinlichsten Momenten passieren kann und es schön ist, sich immer wieder daran zu erinnern.


Andererseits auch, weil wir uns oft auf die unrühmlichen Momente unserer Elternschaft konzentrieren. Auf die, für die wir uns schämen, weil wir diese Art von Mutter oder Vater niemals sein wollten. Diese Momente gibt es und wird es bei aller Selbstreflexion und Weiterentwicklung immer wieder geben. Denn wir sind nur Menschen.


Bei all dem Fokus auf die elterlichen Lowlights, vergessen wir oft, die Highlights zu würdigen. Zu solchen Highlights kommt es jedoch umso mehr, wenn wir uns unseres eigenen verletzten inneren Kindes bewusst sind und ihm uns widmen. Denn je besser wir mit uns selbst verbunden sind und Selbstmitgefühl empfinden können, desto empathischer können wir auch unsere Kinder begleiten.


Eltern-Coaching als Hilfe bei der Verbindung mit dir selbst

Elternsein berührt die tiefsten Schichten unserer Biografie. Deshalb spielt die Auseinandersetzung mit dem inneren Kind eine so wichtige Rolle, wenn ich mit meinem Kind gut in Verbindung sein möchte.


Die Arbeit mit dem inneren Kind kann aber anstrengend und schmerzlich sein. Schließlich macht es für unser System oft ganz viel Sinn, manche schmerzhaften Erinnerungen auszublenden. Deshalb ist es sinnvoll, sich dafür Begleitung zu suchen.


Komm' gerne zu meiner Praxis-Eröffnung am 24.11. ab 17:00 Uhr und erfahre mehr über meine Arbeit als bindungs- und beziehungsorientierter Eltern-Coach.

 
 
 

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